„Oh Gott bin ich retro!“
– das ist seit ich vor 2 Jahren ein Kind bekomme habe, einer der häufigsten Gedanken in meinem Kopf. Ich war Inhaberin einer gut laufenden Gesundheits-PR-Agentur mit Kunden der internationalen Pharmabranche, so richtig „self made“ und stolz darauf erfolgreich und finanziell unabhängig zu sein. Meine Vorbilder: Business-Frauen in Hochglanzmagazinen und Freundinnen mit 2-3 Kindern in Fulltimejobs, die alles „schupfen“. „Geht doch“, hab ich mir gedacht. Kann man organisieren. Nein GEHT NICHT, sage ich jetzt. Und habe mein Unternehmen vor einem Jahr verkauft.
Neue Balance finden: Lasst uns „leben“ statt „schaffen“!
Frauen haben Jahrzehnte gebraucht, um sich die Gleichzeitigkeit von Kind und Beruf zu erkämpfen – und die Möglichkeit einer „Karriere“ erst recht. Jetzt wollen wir aber obendrein noch „Super-Mamas“ sein, unsere Kinder richtig fördern, pädagogisch wertvoll spielen, alles selbst und gesund kochen (Stichwort: „Clean Eating“) und am besten noch eine Wohnung haben, die aussieht wie aus einem Design-Blog. Vor ein paar Jahren habe ich es mir noch cool und ziemlich problemlos vorgestellt mein Kind im MaxiCosi im Büro neben meinen Schreibtisch zu stellen oder im Homeoffice zwischen Duplo und Bobby Cars geistreiche Kommunikationskonzepte zu entwerfen … So ein Unsinn! Jetzt denke ich anders:
1. ZEIT: Ich habe ein Kind bekommen, um Zeit mit ihm zu verbringen
Gute Kinderbetreuung! Das war für mich der Schlüssel zum Glück. Und für den Anfang habe ich die Luxusvariante: eine Oma in der Nähe. Ich habe alle Faktoren einkalkuliert, nur einen nicht: MICH SELBST! ICH möchte diejenige sein, die mit meinem Kind die meiste Zeit verbringt! Weil ich so unbeschreiblich große Freude an diesem kleinen Wesen habe. Diese Zeit ist das Wertvollste was mir das Leben anzubieten hat. In Ländern wie Frankreich ist es normal nach wenigen Wochen oder Monaten wieder Fulltime in den Beruf einzusteigen. Hier ein lesenswerter Artikel aus „Der ZEIT“: Liebe auf Distanz. Lasst uns doch von Herzen dankbar sein, wenn wir das nicht müssen!
2. AUSDAUER: Ich will nicht ständig aus dem letzten Loch pfeifen
Ich dachte außerdem, es ginge um 1-2 Jahre meines Lebens, die ich „überbrücken“ müsste, bevor beruflich wieder alles „normal“ laufen kann. Jetzt weiß ich, dass ich mein Kind auch mit 8 Jahren nicht täglich morgens um 8 abgeben und um 18h wieder abholen möchte. Ja, es ist gut zu wissen, dass das möglich ist, wenn es das Leben erfordert! Und dann wird es auch richtig sein an seine Grenzen zu gehen. Ja, ich arbeite und (er)schaffe gerne – aber ich brauche dafür ein völlig neues Gleichgewicht. Ich will nicht, dass das Wichtigste im Leben – meine Familie – das allerletzte bisschen Kraft bekommt, das ich abends noch aus dem letzten Loch pfeife. Ich will, dass ich noch Musik machen kann!
3. BEZIEHUNG: Liebe braucht Energie
Mehr als 40% der Ehen in Österreich und Deutschland werden geschieden (>> Statistik). (Tendenz in den letzten Jahren allerdings leicht rückläufig. Vielleicht erinnern wir uns langsam daran, dass man Dinge reparieren kann statt sie gleich wegzuschmeißen!) Oft ist das Beziehungsende erreicht wenn die Kinder in die Schule kommen, weil man dann draufkommt, dass man jetzt einfach nicht mehr anschließen kann an das wo man vorher war. Ich möchte an die Liebe glauben und sehe, dass sie Kraft braucht. Ich habe für mich schon den wunderbarsten Mann gefunden – und es liegt an uns, auf uns aufzupassen. Liebe braucht Energie. Mein Mann ist schon genug gestresst, wenn er nachhause kommt. Wie soll das klappen, wenn ich auch noch „on the edge“ bin? „Happy wife, happy life“, sagen die Männer in meinem Umfeld manchmal im Scherz. Ja, da ist was dran.
4. DAHEIM: Mein Haushalt ist ein perpetuum mobile
Früher sind wir um 8h morgens außer Haus gegangen und um 21h wieder heimgekommen. Maximal standen 2 benutze Kaffeetassen auf dem Tisch – wer hätte schon groß Unordnung machen sollen? Ich war sicher, wir haben dann die berühmte „Spielzeugkiste“ im Wohnzimmer, aus der fein säuberlich ein Spiel ausgeräumt und dann wieder zurückgegeben wird. Ja klar;) Bei uns sieht es aus wie in einer Spielzeughandlung und vom reduzierten „Design“ unserer zuvor renovierten Wohnung ist nichts übrig. Ich steige regelmäßig in Speisereste oder kratze sie vorsichtig vom Parkettboden aus „weiß geölter Eiche“ (auf so eine blöde Idee können nur Leute ohne Kinder kommen!) Ich bin nicht pedantisch, aber es ist besser für meine Balance, wenn es daheim einigermaßen (!) ordentlich ist – und das ist viel schwerer als ich dachte. Auch das braucht Kraft.
5. JETZT LEBEN: Ich will nicht drauf warten, „dass es schon leichter wird“
Immer wenn es um den Beruf geht oder darum Dinge zu tun wie „Ausgehen“ oder „Reisen“ sagen die Leute: „In ein paar Jahren wird es leichter“. Aber darauf will ich nicht warten! Denn dann bin ich 10 Jahre älter und sage vermutlich, dass die „schönsten Zeiten“ jetzt vorbei sind. Ich werde mich danach sehnen, dass ein kleiner Bub sich mitten in der Nacht zu mir ins Bett kuschelt, vor lauter Begeisterung für seine ersten selbstgebackenen Kekse die halbe Wohnung mit Mehlstaub überzieht oder fröhlich lachend wegläuft, weil er seinen Pyjama nicht anziehen will. Wenn ich aber JETZT bewusst Zeit dafür habe und sie mit Freude erlebe, werden es hoffentlich eine Fülle warmer und wunderbarer Erinnerungen sein, die ich im Herzen trage während ich mich – wenn es soweit ist – über alle neuen Freiheiten freue.
Wie geht es Euch mit dem Thema Beruf und Kind? Habt Ihr euer Gleichgewicht gefunden? Worauf kommt es an? Wie ändert sich das wenn die Kinder größer werden? Welche Rolle spielt das Geld? Alleinerziehend? Vor Euch ziehe ich am allermeisten meinen Hut!! Ich freue mich über jeden Kommentar!
Alles Liebe! Andrea

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Wenn ich im kurz nach 9 das Büro betrete, bin ich schon 3 Stunden wach und habe schon meine erste Meisterleistung
vollbracht, nämlich meine zwei Kinder in den Kindergarten gebracht. Die KollegInnen, die schon früh beginnen, weil sie keine
Kinder haben oder rechtzeitig vor den Kindern flüchten und ihren Partner alleine mit der Aufgabe lassen, machen schon
ihre erste Pause. Ich hab auch schon wieder Hunger. Aber ich soll mich jetzt hinsetzen und Vollgas arbeiten, weil ich ja eh nur
Teilzeit arbeite und das gleiche in weniger Zeit schaffen muss.
Dabei ist mir nach Pause zumute. Ich hab auch schon was geleistet, ich bin extra früh aufgestanden, um das Frühstück zu
richten, während die anderen noch schliefen. Als Dank murren mich die Kinder an, dass sie nicht aufstehen wollen (weil sie am
Abend nie schlafen gehen wollen), bleiben länger im Bett, verzichten auf das Frühstück, wollen beide “nur Mama”, obwohl
Papa eh noch da ist, weinen, raunzen, lassen sich doch anziehen, trampeln gemütlich durch das bisschen Neuschnee, verlieren
den Zauberstab und weinen und erreichen schließlich den Kindergarten. Das Versprechen, nochmal den Weg zurück zu gehen, um den Zauberstab zu suchen, war natürlich nur ein Vorwand, um das Weinen zu stoppen. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn
ich das auch noch geschafft hätte.
Wie gut, dass ich seit Jänner ein paar Stunden reduziert habe, damit ich an meinen drei langen Tagen nicht erst zum Abendessen nachhause komme und die Kinder danach fürs Bett fertig machen kann. Ein bissl spielen, was lesen, das Nötigste am Heimweg einkaufen, gemeinsam was kochen – das erwarte ich mit jetzt davon, wenn ich doch schon um 17 Uhr oder früher Zuhause bin.
So, aber jetzt ran an die Arbeit, ich muss fleißig sein. Ich bin ja gerade erst gekommen. Oder soll ich mir erst mal einen Tee
machen und ein paar Mandeln essen, damit ich Energie zum Arbeiten haben!?